Deutsche sichern Arbeitskraft nur unzureichend ab
Fast die Hälfte der Berufstätigen in Deutschland versucht, den Verlust der Arbeitskraft mit der Krankenversicherung abzusichern. Quelle © Gothaer, F.A.Z.-Institut
Fast die Hälfte der Berufstätigen in Deutschland versucht, den Verlust der Arbeitskraft mit der Krankenversicherung abzusichern (43,6 Prozent). Immerhin 38 Prozent tun dies zielgerichtet über eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Das zeigt eine aktuelle Studie im Auftrag der Gothaer Versicherung. Welche gesundheitlichen Risiken von den Berufstätigen dabei als größte Gefahren angesehen werden, erfahren Sie hier.
Eine ungesunde Körperhaltung ist aus Sicht der Berufstätigen in Deutschland die größte Gefahr für die eigene Arbeitskraft (43,3 Prozent). Unter den Büroarbeitern sind sogar 49,4 Prozent dieser Ansicht. Das zeigt eine aktuelle Studie der Gothaer Versicherung in Kooperation mit dem Institut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.).
Am zweithäufigsten nennen die befragten Berufstätigen Überforderung durch hohen Leistungsdruck als einen Risikofaktor für ihre Berufstätigkeit (36,1 Prozent). Insbesondere Personen aus den Bereichen Wissenschaft, Unterricht und Beratung klagen darüber (46,8 Prozent). Ähnlich antworten Berufstätige aus medizinischen Berufen (41,5 Prozent).
So denken Berufstätige über Verlust von Grundfähigkeiten
Weiter ergab die Studie, dass gutes Sehvermögen und ein klarer Verstand für die Befragten die wichtigsten Grundfähigkeiten darstellen, um ihren Beruf ausüben zu können. So sehen sich die meisten von ihnen außerstande, weiter zu arbeiten, wenn sie nicht mehr oder kaum noch sehen (65,4 Prozent) oder nicht mehr klar denken können (64,5 Prozent). Auch ein Verlust der Sprechfähigkeit (54,9 Prozent) oder des Hörvermögens (49,9 Prozent) sehen die Bundesbürger als fatal an.
Die meisten Berufstätigen sehen sich außerstande, weiter zu arbeiten, wenn sie nicht mehr oder kaum noch sehen (65,4 Prozent) oder nicht mehr klar denken können (64,5 Prozent).
Berufliches Aus aufgrund psychischer Krankheiten
Psychische Erkrankungen sieht jeder zweite Berufstätige als Risiko, seinen bisherigen Beruf nicht mehr ausüben zu können. Besonders schlimm schätzen dies Berufstätige aus den Bereichen Wissenschaft, Unterricht, Beratung sowie Personen in medizinischen Berufen ein.
An zweiter Stelle nennen 47,3 Prozent aller Befragten Unfälle als berufsgefährdendes Risiko. Diese Auffassung ist besonders im produzierenden Gewerbe (63,5 Prozent) vertreten. Darauf folgen Nervenerkrankungen (44,7 Prozent) und Erkrankungen im Skelett- und Muskelbereich (43,8 Prozent).
Psychische Erkrankungen sieht jeder zweite Berufstätige als Risiko, seinen bisherigen Beruf nicht mehr ausüben zu können.
Erwerbsunfähigkeit nicht ausreichend abgesichert
So groß die Sorgen der Deutschen auch sein mögen – ausreichende Absicherung ist bisher selten vorhanden. Fast die Hälfte der Befragten (43,6 Prozent) versucht, den Verlust der Arbeitskraft mit der Krankenversicherung abzusichern. „Damit wird der Vorsorgebedarf verfehlt, denn ausfallende Arbeitsentgelte können so nicht dauerhaft abgesichert werden“, sagt Maike Gruhn, Leiterin Produkt- und Innovationsmanagement bei der Gothaer.
„Die erste Lücke entsteht nach Ende der sechswöchigen Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber. Denn die anschließende Krankengeldzahlung durch die gesetzliche Krankenversicherung, die für 72 Wochen erfolgt, gleicht nur circa 80 Prozent des Nettolohnes aus. Die zweite Lücke ergibt sich bei einer weiter andauernden Krankheit, denn die Erwerbsminderungsrente durch die gesetzliche Rentenversicherung zahlt noch weit weniger als das Krankengeld“, so Gruhn.
Immerhin: 38 Prozent der Befragten haben zur Abdeckung dieses Risikos eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Sie verfügen auch über weitere Versicherungsprodukte, vor allem über private Unfallversicherungen. 26 Prozent aller Befragten setzt auf den Vermögensaufbau. Dabei sind der Vermögensaufbau und die Zusatzvorsorge vor allem eine Sache für die Bezieher hoher Haushaltsnettoeinkommen ab 4.000 Euro.
Das wünschen sich Arbeitnehmer von ihrer Versicherung
62,4 Prozent der Berufstätigen wünschen sich von einer Versicherung an erster Stelle verlässliche finanzielle Leistungen – vor allem dann, wenn jemand einmal für einen Zeitraum von mehr als sechs Wochen nicht mehr arbeiten kann. Ebenfalls mehrheitlich fordern die Befragten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis von Versicherungen (56,9 Prozent), die eine langfristige Arbeitsunfähigkeit absichern sollen.
Eine individuelle Beratung fordert indes nur rund jeder Dritte. Frauen legen allgemein aber größeren Wert auf ein individuelles Beratungsgespräch als Männer. Gut jeder vierte Befragte will seine körperlichen Fähigkeiten versichern lassen und nicht allein die Fähigkeit, einen bestimmten Beruf auszuüben.
Zudem erwarten die Befragten im Leistungsfall Angebote zu Pflegeleistungen von ihrem Versicherer (47,7 Prozent), wenn sie langfristig oder dauerhaft nicht mehr imstande sind zu arbeiten. Auch das Angebot einer Unterstützung im Haushalt und in der Familie wünschen sich 43,4 Prozent. Die Organisation von stationärer Behandlung oder Reha-Maßnahmen sind mit 36,4 Prozent genauso gefragt wie die Beratung bei der Auswahl einer passenden Reha- oder Pflegeeinrichtung (35,8 Prozent).
Hilfe bei der Rückkehr in den Beruf erwartet
Wenn sie länger als sechs Wochen nicht in der Lage wären, zu arbeiten, würden 50,9 Prozent der Befragten gern Unterstützung bei der Suche nach therapeutischer Hilfe als Vorbereitung zur Rückkehr ins Berufsleben in Anspruch nehmen. Auch sind laut Studie Unterstützung beim betrieblichen Eingliederungsmanagement (48,6 Prozent), bei der frühzeitigen Kontaktaufnahme zum Arbeitgeber (47,9 Prozent) sowie Hilfen bei einer eventuellen Umschulung (47,6 Prozent) gefragt.